Das neue Cervelo Aspero Rival XPLR AXS im Test

Das neue Cervelo Aspero Rival XPLR AXS im Test

Die Gravel-Rakete aus Kanada!

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Mit der zweiten Generation des Aspero hat Cervelo die Schotter-Rakete vor gut einem Monat neu aufgelegt. In diesem Artikel nehmen wir die höchste Ausstattungsstufe des Aspero unter die Lupe. Falls du dich fragst, was genau die Unterschiede zum Vorgänger des neuen Aspero sind, solltest du dir unsere Kurzvorstellung des Bikes anschauen.

Inhalt:

Charakteristik und Alleinstellung

Seit der Entstehung der Gravel-Sparte gab es die unterschiedlichsten Ideen, wie so ein Bike aussehen sollte und was damit alles möglich sein soll. Verschiedene Ansätze bei den Geometrien der Bikes, manche mehr von Mountainbikes inspiriert als vom Rennrad, wie auch Experimente mit den Laufradgrößen wurden von vielen Herstellern durchgeführt. 

Auch das Aspero kann mit 28 Zoll- oder 650B-Laufrädern gefahren werden. Die Ausrichtung des Bikes verfolgt allerdings zweifelsfrei nur ein Ziel: Geschwindigkeit! Das macht sich besonders in der Geometrie und den aerodynamisch optimierten Rohren bemerkbar. 

Die Sitzposition kann sich mit so manchen Rennrädern messen und sorgt dafür, dass der Windwiderstand des Fahrers so niedrig wie möglich gehalten wird. Am Aspero finden sich außerdem kaum Aufnahmepunkte für Taschen, Gepäckträger oder Schutzbleche. Wer ein Adventure-Bike oder einen Commuter für alle Witterungsbedingungen sucht, der ist bei anderen Gravel-Bikes besser aufgehoben. Das Aspero ist für schnelle Touren und Gravel-Racing gemacht.

Hard-Facts

Geometrie

Das Aspero zählt zu den längsten und sportlichsten Gravel-Bikes auf dem Markt. Das Oberrohr und der Reach sind länger als die Daten vieler Konkurrenten. Verbunden mit einem durchschnittlich hohen Stack entsteht eine sportliche Sitzposition, die auf ruppigen Schotter-Abfahrten aber noch nicht zu tief ist, sodass sich das Aspero hier auch noch sicher steuern lässt. Insgesamt stehen sechs Größen zur Auswahl (48 – 51 – 54 – 56 – 58 -61).

Ausstattungen

Unser Testbike ist die hochwertigste Ausstattungsstufe des Aspero. Mit einer Rival AXS XPLR und Reserve Carbon-Laufrädern ist das Bike schon hochwertig ausgestattet, allerdings ist noch keine Top-Gruppe verbaut. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Aspero eigentlich die einfachere Variante des Cervelo-Gravellers ist. Darüber hinaus gibt es noch das Aspero-5, das mit hochwertigeren Carbonfasern verarbeitet wird und dadurch noch einmal Gewicht einspart. Beim Vorgänger gab es ebenfalls Unterschiede in der Kabelintegration, darauf gehen wir allerdings später noch genauer ein.

Das Aspero mit Rival AXS ist also die höchste Ausstattungsstufe und kostet 5799,-€ UVP. Den Einstieg bietet das Apex XPLR 1 mit 3599,-€. Daran verbaut ist eine mechanische SRAM Apex Einfach-Schaltgruppe und zwischen den beiden Bikes gibt es noch vier weitere Varianten mit SRAM oder Shimano und sowohl mit Ein- oder Zweifach- Schaltgruppen. Auch ein Frameset ist für 2799,-€ erhältlich.

Gewicht

In der Rival AXS – Ausstattung mit Reserve-Felgen bringt das Aspero knapp 8,6 Kilogramm auf die Waage. Rahmengröße 58, ohne Pedale und mit Tubeless-Aufbau. Circa 60 Milliliter Sealant in jedem Reifen.

Rahmendetails und Verarbeitung

Im Vergleich zum Vorgänger hat das Rahmenset einige Updates bekommen. Einer der Hauptkritikpunkte am alten Aspero war die begrenzte Reifenfreiheit. Jetzt passen bis zu 46 Millimeter breite Reifen in den Hinterbau und die Gabel des Aspero, sodass auch Touren über grobe Schotterwege angenehm zu fahren sind, wenn man die richtigen Reifen wählt. Standardmäßig kommt das Aspero mit 40 Millimeter WTB Vulpine.

Tretlager

Wie viele andere Hersteller, lässt auch Cervelo Pressfit-Tretlager hinter sich und setzt zukünftig auf ein geschraubtes Tretlager. Die Kanadier nennen ihr Tretlager T47 BBright, allerdings handelt es sich hierbei um die asymmetrische T47A Variante des Innenlagers, das glücklicherweise relativ weit verbreitet und von vielen namhaften Herstellern erhältlich ist.

Kabelführung

Weiter oben haben wir bereits kurz die Kabelführung erwähnt. Das neue Aspero hat jetzt im Rahmen verlegte Züge und Leitungen. Das war beim Vorgänger nicht der Fall und auch beim aktuellen Aspero-5 laufen die Schaltzüge bei mechanischen Schaltgruppen noch auf der Oberseite des Unterrohrs in den Rahmen. Deutlich Cleaner also beim neuen Aspero. Wem selbst die Züge unterhalb des Vorbaus ein Dorn im Auge sind, der kann die Vorbau-Lenker Kombination vom Cervelo R5 nachrüsten, dann sind die Leitungen komplett unsichtbar.

Nachlauf-Einstellung

Ein Feature wurde vom Vorgänger übernommen, das wir so an noch keinem anderen Gravel-Bike gesehen haben. Über Einsätze in den Gabel-Ausfallenden kann das Gabel-Offset und damit der Nachlauf des Rades angepasst werden. Das hat Einfluss auf das Fahrverhalten des Bikes und insbesondere das Lenkverhalten.

In der kurzen Einstellung wird das Bike agiler und direkter und in der längeren Einstellung, die ab Werk geliefert wird, bekommt man etwas mehr Laufruhe. So können die unterschiedlichen Charakteristiken der beiden Laufradgrößen etwas ausgeglichen werden. Die Einstellung hat allerdings keinen Einfluss auf die Tretlagerhöhe und kann in beiden Positionen sowohl bei 650B wie auch 28 Zoll gefahren werden.

Tasche und Aufnahmen

Im Bezug auf Rahmenaufnahmen gibt es am Aspero nicht viel zu sagen. Das Bike hat kaum welche. Die einzigen Gewindeaufnahmen befinden sich am Sitz- und Unterrohr für die Flaschenhalter und zwei zusätzliche Gewindeeinsätze gibt es noch auf dem Oberrohr, an die eine kleine Zubehörtasche geschraubt werden kann, die im Lieferumfang enthalten ist.

Dafür gibt es allerhand Adapter und Klemmen für Lichter, GoPros und Halter für den Fahrradcomputer. Schön zu sehen, denn dadurch bleibt die optische Erscheinung elegant, auch wenn man entsprechendes Zubehör montiert.

UDH-Schaltauge

Einen Blick in die Zukunft gibts am Ausfallende des Aspero. Hier kommt der Universal-Derailleur-Hanger, also das Universal-Schaltauge von SRAM zum Einsatz. Das Besondere daran: Damit ist der Rahmen für die SRAM Transmission-Schaltwerke vorbereitet, die große Bandbreiten und maximale Stabilität vereinen. Wenn du mehr zu den Transmission-Schaltwerken wissen möchtest, haben wir einen Artikel für dich verlinkt. 

Aktuell gibt es jedoch noch keine Ausstattungsvariante des Aspero, bei der ein Transmission-Schaltwerk verwendet wird. Wir können also gespannt bleiben, was die Kanadier in Zukunft hier noch bringen.

Optischer Eindruck

Hoffentlich sprechen die Bilder für sich, aber kurz möchten wir noch auf den Qualitätseindruck des Bikes eingehen. Das Rahmenset ist makellos verarbeitet! Keine Lacküberstände oder kleine Abplatzer an Gewindeeinsätzen oder Anschraubpunkten. Der Abstand zwischen Gabel und Rahmen ist minimal und gleichmäßig. Auch die Lackqualität macht nach den ersten Fahrten einen sehr hochwertigen Eindruck und obendrauf gibt es noch einen originalen Unterrohrschutz im Tretlagerbereich, der den schönen Lack vor Steinschlägen schützt. Bravo Cervelo!

Unsere Fahreindrücke

Die sportliche Geometrie des Aspero merkt man, ohne dass man weit gefahren ist. Besonders Rennradfahrer, die schon viele Kilometer auf ihren Performance-Rädern geschrubbt haben, werden sich auf dem Apero wohler als auf vielen anderen Gravel-Bikes fühlen. 

Alles am Cervelo ist auf dem Spektrum von “Sehr Mountainbike-orientiert” bis “absolute Rennfeile” nahe am Rennrad. Ein relativ langer Vorbau und ein nicht übermäßig breiter oder ausgestellter Lenker sowie das Feeling auf dem Rad erinnern insgesamt eher an das Gefühl auf dem Straßenrad. Und das meinen wir durchaus sehr positiv, denn nicht jeder bevorzugt das “Traktor-Gefühl”, das viele Gravel-Bikes vermitteln. Auf dem Aspero hat man nicht den Eindruck, unnötig viel Fahrrad bewegen zu müssen.

Steigt man ordentlich in die Pedale, merkt man die hohe Steifigkeit im Tretlagerbereich. Das Aspero beschleunigt ordentlich und verliert keinen Vortrieb in unnötigem Flex. Erstaunlich, denn laut Produktvorstellung von Cervelo wurde die Steifigkeit im Sitzrohr- und Steuerrohr-Bereich sogar leicht reduziert, damit das Rahmenset mehr Komfort auf langen Strecken bietet. Das wurde aber offensichtlich umgesetzt, ohne die Steifigkeit im Tretlagerbereich zu beeinflussen.

Wir haben keinen direkten Vergleich zum Vorgänger, allerdings ist das Rahmenset unserer Meinung nach insgesamt immer noch auf der härteren Seite. Das ist besonders auf stark ausgewaschenen Forstwegen mit groben Steinen spürbar. Auf diesen Wegen muss man eher etwas Geschwindigkeit rausnehmen. Hier lässt sich der Komfort und die Kontrolle allerdings leicht über Reifen mit mehr Volumen steigern.

Zusammengefasst würden wir das Cervelo Aspero als besonders sportliches Gravel-Bike beschreiben, das Vortrieb und Geschwindigkeit über Komfort priorisiert.

Was die Schaltgruppe angeht, können wir nur das wiederholen, was wir bei allen anderen Tests der SRAM AXS -Gruppen schon gesagt haben. Die Rival XPLR am Aspero schaltet höchst präzise und die Kassettenabstufung ist unserer Meinung nach perfekt für den Gravel-Einsatz gewählt. Die Ergonomie der Hebel passt gut zu einer leicht nach innen gekippten Position am Lenker. Die großen Schaltwippen trifft man auch, wenn der Schotterweg ruppiger ist und die Hände ordentlich durchgeschüttelt werden. 

Für wen eignet sich das Aspero nicht?

Das Cervelo Aspero hat einen klaren Einsatzbereich, der es für andere Verwendungszwecke nicht unbedingt geeignet macht. Wer auf der Suche nach einem reinen Adventure-Bike für ausgedehnte Bike-Packing-Touren ist und das ganze Gepäck in Packtaschen stopfen möchte und die dann am Bike transportieren möchte -das Ganze am besten noch über abgelegenste Schotterstraßen mit schlechtem Untergrund- für den ist das Aspero sicher nicht die erste Wahl. Für solche Touren gibt es genügend Bikes mit Anschraubpunkten, großvolumigen Reifen und einem Rahmenset, das eine komfortable Geometrie und den entsprechenden Flex im Rahmen bietet, damit auch längste Touren nicht zur Folter werden. Wir würden Bike-Packing-Trips mit dem Aspero auf keinen Fall ausschließen, allerdings sollte das nicht der Haupteinsatzzweck des Bikes sein.

Wer sollte das Aspero in Betracht ziehen?

Rennradler, die Graveln für sich entdecken möchten. Gravelbiker, die leichtfüßig und schnell unterwegs sein möchten. Gravel-Racer sowieso und alle anderen, die Geschwindigkeit, Vortrieb, eine sportliche Geometrie und ein hochwertig verarbeitetes Bike suchen.